Familienernährerinnen am Arbeitsmarkt stärken

Foto: DGB, \"Ingrid Sehrbrock\"

Fachtagung von Bundesfamilienministerium und DGB

 

Sie verdient das Geld, er ist Zuverdiener oder hält ihr den Rücken frei.

 

Keine Zukunftsmusik, sondern längst Realität. Geld verdienen ist immer öfter Frauensache - ob mit oder ohne Partner. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) diskutieren auf ihrer heutigen Fachtagung unter dem Titel "Faire Chancen für Familienernährerinnen" wie die Lebensumstände von Familien aussehen, in denen die Frau das Geld verdient und wie diese verbessert werden können.

 

"In jedem fünften Familienhaushalt in Deutschland ist die Frau Familienernährerin - das heißt: sie verdient mehr als 60 Prozent des Familieneinkommens; davon ist die Hälfte alleinerziehend",

sagt die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Kristina Schröder.

 

"Der Dreh- und Angelpunkt eines gelingenden Familienlebens ist die Souveränität über die Arbeitszeit. Das gilt existenziell besonders für Familienernährerinnen. Für alle Formen der Familienernährerinnen gilt es, in der breiten Öffentlichkeit wachsende Aufmerksamkeit und damit neben dem Problem- vor allem ein Lösungs-Bewusstsein zu schaffen."

"Für uns beginnen Chancen für Familienernährerinnen mit fairen Löhnen, Aufstiegschancen im Job und sozialer Absicherung im Beschäftigungsverhältnis",

sagte Ingrid Sehrbrock, stellvertretende DGB-Vorsitzende, anlässlich der Fachtagung.

 

"Ausdrücklich kritisieren wir die jüngste Ausweitung der Zuverdienstgrenze für Minijobs, in denen hauptsächlich Frauen arbeiten. Auch von 450 Euro monatlich lässt sich keine Familie ernähren!"

Im vom DGB initiierten und vom Bundesfamilienministerium finanzierten Projekt "Familienernährerinnen" arbeiten die Projektpartner bis 2014 daran, ein Bewusstsein für Familienernährerinnen zu schaffen, indem Gewerkschaften und Politik für das Thema sensibilisiert werden. Handlungsoptionen zur Verbesserung der Situation von Familienernährerinnen sind bereits erarbeitet und in einem politischen Fahrplan des DGB und Bundesfamilienministeriums veröffentlicht.

 

"Wir wissen, wie eine moderne Arbeitsmarkt- und Gleichstellungspolitik aussehen müsste, die das Leben zahlreicher Familienernährerinnen erleichtert. Den Worten müssen nun auch Taten folgen.",

sagte Ingrid Sehrbrock, stellvertretende DGB-Vorsitzende.

 

Weitere Informationen zu Projekt und Fachtagung: www.familienernaehrerin.de

 

Quelle: E-Mail / DGB  

 

Dass Geld verdienen immer öfter Frauensache ist, hängt mit der internationalen Tendenz zur Auflösung der bürgerlichen Familienordnung zusammen.

 

Einerseits sind die KapitalistInnen aus Gründen der Lohnsenkung seit Anfang der 1960er Jahre dazu übergegangen, massenhaft Frauen in die internationale Produktion einzubeziehen. Andererseits lässt sich -in der BRD seit Mitte der 1970er Jahre- eine zunehmende Unfähigkeit der kapitalitischen Gesellschaft, sich selbst wieder hervorzubringen, feststellen:

  • höhere Sterbe- als Geburtenraten
  • eine ständig wachsende Zahl von Ehelösungen (einschließlich Tod eines Partners) im Verhältnis zu Eheschließungen
  • sprunghaftes Anwachsen der Zahl von Ein-Personen-Haushalten und von Ein-Eltern-Familien, während die typische bürgerliche Kleinfamilie mit Vater als Ernährer, Mutter als Hausfrau und Kindern immer mehr zur Ausnahmeerscheinung wurde.

Vermehrt werden nun auch Männer von ihren Frauen wirtschaftlich abhängig. Folgt man den Aussagen Schröders, ist das wohl in ca. 12 Prozent der Familienhaushalte der Fall. In diesen Familien dreht sich anscheinend der für die bürgerliche Familienordnung kennzeichnende Antagonismus zwischen Mann und Frau (Patriarchat) in einen Antagonismus zwischen Frau und Mann (Matriarchat).

 

Ca. 12 Prozent der Familienernäherinnen sind Alleinerziehende. Für diese Menschen fällt die bürgerliche Kleinfamilie als wichtigster sozialer Rückhalt aus. Das trifft diese Frauen und Kinder vor allem in Zeiten von Krankheit, Arbeitslosigkeit und Not besonders hart. Die Zerstörung der Familienverhältnisse verschärft die Not und das Elend eines wachsenden Teils der Massen -vor allem in Zeiten von Sozialraub und Harrtz-IV- existenziell und führt eine allgemeine Zerrüttung der Lebensverhältnisse herbei.

 

Diese Entwicklungen verdeutlichen, dass wir die Probleme nicht in der Familie, sondern nur gesellschaftlich lösen können. Die Frauen sollten sich daher zusammenschließen, Forderungen zur Verbesserung ihrer gesellschaftlichen Situation aufstellen sich Veränderungen erkämpfen. Eine Plattform hierfür ist der überparteiliche "Frauenverband Courage". Wir sollten daran arbeiten, die Familie als Wirtschaftseinheit und die private Organisation des menschlichen Lebens aufzuheben.

 

Quelle: Kritische Standpunkte

Foto: DGB, "Ingrid Sehrbrock"

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